Fledermausprojekt

Anbringung von Fledermauskästen als Tagesquartiere
Im Jahr 1983 begann die Ortsgruppe (OG) ihre Aktivitäten zum Fledermauschutz mit der Anbringung von 80 speziellen Fledermauskästen. Ein Großteil dieser Kästen konnte mit finanzieller Unterstützung durch das Landratsamt in Höhe von 900 DM gekauft werden, weitere wurden durch einzelne Schulklassen in Lichtenau und Rheinmünster hergestellt. Die Kästen wurden in windgeschützten Waldbeständen mit alten Bäumen angebracht. Der Arbeitsaufwand hierfür war sehr groß und gemessen daran, war das Ergebnis leider enttäuschend.
Viele der Fledermausquartiere wurden durch nachfolgende Forstarbeiten in Mitleidenschaft gezogen, andere waren so schnell durch Gebüsch und Äste zugewachsen, dass sie nicht mehr anfliegbar waren. Ein Großteil fiel Stürmen zum Opfer. Deshalb hat die OG nach einigen Jahren dieses Projekt nicht fortgeführt und sich auf die Winterquartiere von Fledermäusen beschränkt.

Bereitstellung von Winterquartieren
1. Bierkeller
Die Lichtenauer Bierkeller waren für Fledermäuse immer beliebte Winterquartiere. Darum bemühte sich die OG mit Erfolg, die teilweise vom Verfall bedrohten Keller vor Einebnung und Zerstörung zu bewahren. Wiederum mit finanzieller Hilfe des Landratsamtes in Höhe von 2200 DM wurden die Bierkeller zugemauert, mit kleinen Einfluglöchern versehen und so als Überwinterungsquartiere gesichert. Ob die Winterquartiere noch intakt sind und von den Tieren aufgesucht werden, kann nur mit spezieller Technik und der Hilfe von Fledermausspezialisten festgestellt werden. Diese Aufgabe werden wir in der nächsten Zeit angehen.
2. Bunkerruinen
Wir vermuteten schon immer, dass die in unserer Region noch vorhandenen Ruinen der ehemaligen Westwallbunker für Fledermäuse optimale Winterquartiere sind. Leider plante das Bundesvermögensamt als Eigentümer, diese Ruinen aus Sicherheitsgründen mit hohem finanziellen Aufwand zu beseitigen. Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz (Frau Beate Link) und der Koordinierungsstelle für Fledermausschutz in Nordbaden (Herr Dr. Andreas Arnold) konnten dann in 3 Bunkern tatsächlich Braune Langohren, eine Waldfledermaus, nachweisen. Mit Unterstützung des Landratsamtes Rastatt, der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, der Bundestagsabgeordneten Frau Nicolette Kressl und Herrn Dr. Peter Götz sowie einiger Denkmalschützer hat sich unsere OG dafür eingesetzt, dass die Zerstörung der Bunker vorerst ausblieb.
Einen besonderen Erfolg konnten wir mit dem sog. Roten Bunker auf der Gemarkung der Gemeinde Rheinmünster/Greffen verzeichnen. Diese war bereit, die Bunkerruine nach Durchführung der nötigen Sicherheitsmaßnahmen in ihr Eigentum zu übernehmen. Hiermit war die Bundesvermögensstelle einverstanden und trug die Kosten für die entsprechenden Baumaßnahmen in Höhe von 4800 €. Das war ein Bruchteil dessen, was der Abriß gekostet hätte.Inzwischen ist der Bunker in einem sicheren und fledermausgerechten Zustand und dient offensichtlich nicht nur als Winterquartier, sondern auch als Tagesquartier, wie eine Beobachtung während des Sommers zeigt.  

Wissenswertes

Großes Mausohr ins Quartier einfliegend Foto: NABU (E. Menz) 

Allgemeines:

Fledermäuse gehören zu den besonders interessanten heimischen Tieren.

Als einzige Säugetiere können sie fliegen, sind durchweg nachtaktiv und orientieren sich im Dunkeln durch Ultraschalllaute. Diese für das menschliche Ohr unhörbaren Signale werden während des Fluges ununterbrochen ausgestoßen und am Echo erkennen die Tiere Hindernisse und Beutetiere. 

Einteilung:

Nach ihrem bevorzugten Lebensraum unterscheidet man „Wald“- und „Hausfledermäuse“. Zu den Waldfledermäusen gehören die zwei Abendseglerarten, die Bechsteinfledermaus, die Wasserfledermaus und die Rauhhautfledermaus. Als Tagesquartiere und zur Jungenaufzucht bevorzugen sie

verlassene Spechthöhlen, ausgefaulte Äste oder andere Hohlräume in Bäumen.

Bekannte Hausfledermäuse sind die Breitflügelfledermaus, das Mausohr und die Zwergfledermaus. Sie suchen die Nähe des Menschen und leben unter Dächern, hinter Fensterläden, in Rolladenkästen und in Mauerhohlräumen.

Nahrung:

Sie besteht aus Insekten und Spinnen. Davon frißt jede Fledermaus pro Nacht eine Menge zwischen einem Drittel und der Hälfte ihres eigenen Körpergewichts. Bei einer Wasserfledermaus sind dies z.B. mehr als 4.000 Mücken pro Nacht. Alle diese Beutetiere werden nur durch Echoortung gefunden.

Ultraschall-Echoortung der Fledermäuse: 

Durch sie sind die Fledermäuse perfekt an die Jagd in der Nacht angepasst. Die für das menschliche Ohr nicht wahrnembaren Ultraschallrufe werden von der Umgebung

oder von Beutetieren reflektiert und als Echo von den großen Ohrentrichtern der Fledermaus eingefangen.

Winterschlaf:

Alle Fledermäuse halten Winterschlaf und suchen sich als Winterquartiere Höhlen, Bunker oder Keller, die kühl und feucht, aber frostfrei sein müssen. Abendsegler überwintern in Bäumen und andere Arten auf Dachböden, in Holzstapeln oder schlafen tief unter Geröll. Zur Energieeisparung sinkt die Körpertemperatur während des Winterschlafes auf die Umgebungstemperatur herab und Herzschlag und Atmung können sich im Extremfall um das 40fache verlangsamen. Störungen im Winterschlaf führen regelmäßig zu großen Verlusten bei den Fledermäusen.

Gefährdung der Fledermausbestände:

In Deutschland sind die Fledermausbestände bis Ende der siebziger Jahre drastisch zurückgegangen und einige Arten standen vor dem Aussterben. Diese Gefährdung konnte auch der gesetzliche Schutz nicht verhindern. Von Mitte der fünfziger bis Ende der siebziger Jahre sind Bestandsrückgänge von bis zu 90 % festgestellt worden. Die Gefährdungsursachen der Fledermäuse waren und sind fast ausschließlich menschlichen Ursprungs: 

Quantität und Qualität des Nahrungsangebotes nahmen durch Umstrukturierung und Intensivierung der Landwirtschaft ab. Damit einher ging der Verlust landschaftlicher Strukturen, natürlicher Feuchtgebiete und Wälder. Dies wiederum führte zum Rückgang bestimmter Beutetiere, z.B. größerer Nachtfalter, Fluginsekten oder Käfern. 

Neben der Reduzierung des Nahrungsangebotes leiden die Fledermäuse zunehmend unter Quartiernot. Sowohl sommerliche Tagesquartiere als auch Winterquartiere werden von Menschen zerstört. Noch immer wird höhlenreiches Alt- und Totholz gezielt aus dem Wirtschaftswald entfernt. Alte Dachböden werden renoviert, Hohlwände ausgeschäumt und Fugen versiegelt. Alte Bergwerksstollen und Keller werden zugeschüttet,

Intensive aktive Schutzmaßnahmen und umfassende Öffentlichkeitsarbeit, vor allem des NABU und anderer Umweltverbände, stoppten den drastischen Rückgang der Fledermauspopulationen. Heute sind die Bestände, allerdings auf niedrigem Level, wieder stabil.Trotzdem stehen alle 23 Arten unserer heimischen Fledermäuse weiterhin unter strengem Schutz.