Steinkauzprojekt

Seit vielen Jahren ist der Schutz des Steinkauzes in unserer Region ein zentrales Projekt der NABU-Ortsgruppe Lichtenau/Rheinmünster. Die bei uns noch vorhandenen Streuobstwiesen und anderen Wiesenflächen sind der ideale Lebensraum für diesen Vogel, wenn er hier nicht nur das reiche Nahrungsangebot nutzen kann, sondern auch Höhlen zum Nisten findet. Die dazu nötigen alten Bäume gibt es aber leider nicht mehr. Deshalb haben wir im Gebiet zwischen Muckenschopf im Süden und Stollhofen im Norden in der Vergangenheit auf vielen Streuobstwiesen mit Duldung der jeweiligen Pächter oder Eigentümer spezielle Niströhren (s. Foto) angebracht.
Es handelt sich dabei um Holzkonstuktionen, die im Inneren einen sinnvollen Mechanismus als Schutz gegen Marder aufweisen. Sämtliche Röhren wurden mit viel Engagement von unserem Vorstandsmitglied Gerald Friedmann in seiner Freizeit angefertigt und vor Ort befestigt. Bestens geeignet hierfür sind Apfel- und Birnbäume, während Kirschbäume wegen der mit der Brutzeit zusammenfallenden Ernte nicht in Frage kommen. 
Insgesamt wurden im o.g. Gebiet bis heute 25 Nisthilfen bereitgestellt. 
Jährlich von Mitte Mai bis Mitte Juni werden die Röhren auf Belegung und Bruterfolg kontrolliert. Hierzu werden sie mit Hilfe einer Taschenlampe ausgeleuchtet. Diese Art der Kontrolle stört die Vögel nach unserer Erfahrung nicht und mit etwas Übung ist die Bestandsaufnahme bezüglich der Anzahl an Alt- und Jungvögeln relativ einfach.  

      Neue Aufhängungen; evtl. in Scherzheim-West (Hinterfeld)
östlich vom „Schützenhaus“ und in Rh-Memprechtshofen sind geplant.. – Zustimmungen von 2 Eigentümern müssen noch eingeholt werden. Neue „Steinkauz-Schildchen“ mit ergänzten Adressen und Tel.-Nrn. sollen gefertigt werden.

Künstliche Niströhre für Steinkäuze Der Bügel vor dem Einflugloch ist Teil des im Inneren eingebauten Marderschutzes. Er stellt für den Steinkauz kein Hindernis dar, da er pendelnd aufgehängt ist und der Vogel ihn zur Seite drücken kann. (Foto: Dieter Koch) 
Steinkauz vor der Niströhre (Foto: Dieter Koch) 

Wissenswertes

Steinkauz mit Beute Hier war eine Zauneidechse sein Opfer (Foto: Dieter Koch) 

Kennzeichen: Der Steinkauz ist eine der kleinsten Eulen und nicht größer als eine Taube. Seine Oberseite ist dunkelbraun gefärbt und mit vielen weißen Flecken durchsetzt. Die helle Unterseite ist breit dunkelbraun gestreift. Ganz charakteristisch aber sind seine großen gelben Augen, die ihn deutlich vom größeren Waldkauz unterscheiden (s. Foto).
Vorkommen: Der Steinkauz ist ein Vogel des Tieflandes. Höhen über 500 m und Wälder meidet er. Streuobstwiesen und Wiesen mit alten Kopfweiden in offener, extensiv bewirtschafteter Landschaft sind der optimale Lebensraum für die kleine Eule. 
Nahrung: Ganz oben auf der Speisekarte stehen Kleinsäuger, vor allem Mäuse als wichtigste Beutetiere. Aber auch Amphibien, Reptilien (s. Foto) und Insekten verschmäht er nicht. 
Brutgeschäft: Der Steinkauz ist ein Höhlenbrüter. Die Höhlen sucht er sich in alten Obstbäumen, Kopfweiden, Nischen in Scheunen und Speichern und auch in für ihn angefertigten künstlichen Niströhren.
Mitte April bis Mitte Mai legt das Weibchen 3-5 Eier, die es 25-30 Tage allein bebrütet. Im Alter von ca. 35 Tagen verlassen die Jungen die Höhle, sind aber erst mit ca. 45 Tagen flugfähig.
Verhalten: Im Gegensatz zu fast allen anderen Eulen, die ausschließlich nachtaktiv sind, kann man den Steinkauz auch am Tage beobachten. Besonders während der Brutzeit und der Jungenaufzucht muß das Männchen Überstunden machen und auch am Vormittag jagen, denn jetzt hat er nicht nur für sich, sondern auch für das nichtjagende Weibchen und die heranwachsenden Jungen zu sorgen. So entstand das Foto z.B. gegen 9:00 Uhr. Sein Ruf, der abergläubischen Menschen große Angst einjagt („komm mit“), ertönt allerdings nur bei Dunkelheit.
Gefährdung: Der Steinkauz ist in seinem Bestand stark gefährdet und steht folgerichtig auf der Roten Liste für stark bedrohte Arten. Bundesweit schätzt man die Anzahl noch auf 6000 Brutpaare. Für die Gefährdung des Steinkauzes sind hauptsächlich zwei Faktoren verantwortlich:
– Rodung und Fällung alter „wertloser“ Bäume und dadurch Verlust von Nistmöglichkeiten
– Umwandlung von Wiesen in Ackerland und damit Verlust der Jagdreviere zur Nahrungsbeschaffung. 
Ist der Bestand bei gutem Nahrungsangebot nur durch fehlende Nistmöglichkeiten gefährdet, sind künstliche Niströhren eine hervorragende Möglichkeit des Bestandsschutzes. Unsere Aktivitäten und Erfolge in diesem Bereich schildern die nächsten beiden Abschnitte.
Vogel des Jahres war der Steinkauz im Jahr 1972. Falls Sie mehr darüber wissen und den „schaurigen“ Ruf hören möchten, klicken Sie bitte hier.

Ergebnisse

Hier ein kurzer Überblick über die Ergebnisse der letzten Jahre: 

2002: Die jährliche Kontrolle der Niströhren war in den letzten Jahren eher ernüchternd, denn nur wenige der Röhren wurden angenommen, und ein Bruterfolg konnte nur selten beobachtet werden.Um so größer war unsere Freude, als wir bei den diesjährigen Kontrollgängen von Ende Mai bis Anfang Juni eine kleine „Bevölkerungsexplosion“ bei unseren Käuzen feststellen konnten. Das Ergebnis sah so aus: Von 19 vorhandenen Röhren sind 8 Röhren belegt. In 5 Röhren war die Brut erfolgreich. Insgesamt konnten wir 18 muntere Jungvögel zählen. Dies entspricht einer Schlupfrate von 3,6 Jungvögeln/Brutpaar. 

2003: Das Ergebnis in diesem Jahr war identisch mit dem des Vorjahres. Wieder waren 18 Jungvögel geschlüpft und auch die Schlupfrate, also die Anzahl der Jungvögel pro Brutpaar, war ähnlich. 

2004: Mit 24 Jungvögeln wurden beide Vorjahre nochmals übertroffen. Unsere Arbeit begann Früchte zu tragen. Die Ergebnisse der beiden Vorjahre waren also keine Zufälle. 

2005: Außerordentlich erfreut und ein bißchen stolz stellten wir in diesem Jahr die höchste Anzahl an Jungen fest, die je erreicht wurde. In neun belegten Röhren zählten wir 30 junge Steinkäuze. Dieses tolle Ergebnis ist sicherlich zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass inzwischen fast sämtliche Röhren mardersicher sind. 

2006: Nach den schönen Erfolgen in den letzten 4 Jahren wurden wir in diesem Jahr etwas enttäuscht. In 8 belegten Röhren waren nur 13 Jungvögel geschlüpft. Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang war sicherlich das kalte Frühjahr und das dadurch verringerte Nahrungsangebot. Genügend Nahrung ist nach wie vor die Basis für eine stabile Population, und unsere inzwischen durchgehend mardersicheren Nisthilfen sind eine zwar wichtige, aber nur unterstützende Maßnahme. 

2007: Das Ergebnis dieses Jahres ist fast identisch mit dem des Vorjahres. Mit 14 Jungvögeln lag es unter dem 6-jährigen Durchschnitt und war deshalb wieder etwas enttäuschend. Nach dem warmen Frühjahr ist es schwierig, hierfür eine plausible Erklärung zu finden. 

2008: In diesem Jahr zählten wir 20 Jungvögel. Das ist ein Anstieg von 43% gegenüber dem Jahr 2007 und nach den beiden eher bescheidenen Vorjahren wieder ein schöner Erfolg. 

2009: Mit 29 Jungvögeln ist dies das zweitbeste Jahr, seit wir mit der Bestandsaufnahme begonnen haben und praktisch ähnlich erfolgreich wie das Rekordjahr 2005. 

2011: Die sehr niedere Anzahl von 13 Jungvögeln beim Steinkauz läßt daraus schließen, dass der vergangene Winter recht lang war und das Frühjahr über mehrere Wochen keine Niederschläge verzeichnete, so dass das Futterangebot im Habitat des Steinkauzes (Streuobstwiesen), wegen der Austrocknung nur gering sein konnte. Letztlich richten die Greifvögel richten ihre Bruten insbesondere am vorhandenen Futtervorkommen aus. 

2012: Dieses Jahr präsentierte sich nicht anders als das vorangegangene. Trotz besserer klimatischer Bedingungen konnte sich die Population nicht vermehren. 

2013: Die gleiche Anzahl an Jungvögeln, allerdings verteilt auf nur 6 Brutpaare. Im Vorjahr waren es noch 9 brütende Paare. 

2014: Wieder deutlich mehr Jungvögel bei einem leichten Anstieg von Brutpaaren im Vergleich zum Vorjahr. 

Zusammenfassung: In den letzten 13 Jahren schlüpften in unseren Nisthilfen 2253 junge Steinkäuze, das sind im Durchschnitt 21 Jungvögel/Jahr. Bei durchschnittlich 7 Brutpaaren entspricht dies einer Schlupfrate von 3 Jungvögeln/Brutpaar. Das ist zwar die untere Grenze der Gelegestärke, für uns aber trotzdem ein Grund zur Freude. Und ein bißchen stolz sind wir auch!