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Stellungnahme zum Zeitungsbericht am 12.2.2020 – Minister Hauk besucht Sägewerk Keller in Scherzheim

Die Vorstandschaft in der NABU-Gruppe  ist nicht nur irritiert, sondern gleichermaßen schockiert, dass das Sägewerk Keller in Scherzheim sich urplötzlich zu einer „ökologische Produktionsstätte“ verwandelt hat. Offensichtlich wurden Minister Hauk die speziellen Auswirkungen der Umweltprobleme des Betriebs (Lärm, Licht- und Gewässerverschmutzung) verschwiegen. Ein umfassender Rundgang im Betriebsgelände hätte offenbart, dass das auf dem Betriebsgelände anfallende Oberflächenwasser, welches mit organischen Schadstoffen aus Holz- und Rindenresten belastet ist, ungeklärt in die „Acher“ ablaufen kann. Das entspricht nicht heutigen Umweltstandards.

 Insbesondere bei Regenwetter läuft vom Betriebsgelände die braune Brühe über den Weg und von dort in die „Acher“ trotz der jetzt sichtbaren primitiven Holzstamm-Absperrungen. Das Ergebnis: Im einst ökologisch hochwertigem Flussbett der „Acher“ (FFH-Gebiet)  sind ab dem Gewässerabschnitt beim Sägewerk Keller nur noch wenige Exemplare der streng geschützten Bachmuschel (Unio crassus) aufzufinden.  Das Untersuchungsergebnis wurde brandneu in einer Expertenrunde beim Regierungspräsidium Karlsruhe am letzten Dienstag (11.2.) dargestellt.   Die nicht gestoppten und verschmutzten Einleitungen sind außerdem für geringere Aufkommen von Fischarten verantwortlich, die letztlich dem Eisvogel zum Beuteschema passen.  

Die von uns vor Jahren kritisierte Lichtverschmutzung mit der Ausleuchtung von großen Gemarkungsteilen zwischen Scherzheim und Memprechtshofen hat trotz einer Nachrüstung bei einzelnen Lampen nur wenig gefruchtet. Die massive Ausstrahlung der genannten Gemarkungen verursacht insbesondere eine massive Störung und Tötungen von nachtaktiven Insekten. Das ist schädlich für die ebenso streng geschützten Fledermausarten, denen die Nahrungsquelle entzogen wird. Das „hier ausgemachte“ Insektensterben fördert im negativen Sinne ebenso den Rückgang von Vögeln, die  Insekten auf ihrem Speiseplan haben.  Und:  Die Bevölkerung fühlt sich zunehmend durch die Ausleuchtung der großen Landschaftsteile rings um Scherzheim gestört. Können solche Zustände  ein Ruhmesblatt für das Sägewerk sein?  Auf jeden Fall handelt es sich um keine Ökoproduktion vor Ort!   Notwendige Investitionen, z. B. die massive Umrüstung der Lichtquellen oder die Anbringung von „Lichtabscheidern“,  müssten für einen ökologischen Betrieb längst an vorderster Stelle stehen. Leider können die bedrohten Kreaturen auf den Stimmzetteln keinen Druck ausüben.  

Letztlich bleibt die Hoffnung, dass unsere Bemühungen seit dem Jahr 2014 und unsere öffentliche Kritik nun bei den zuständigen Behörden etwas bewirken. Ansonsten wird man gezwungen sein, noch dickere Bretter zu bohren als dies bisher versucht wurde. 

Herbert Schön, Vorsitzender