Rauchschwalben werden im Volksmund auch Bauernschwalben genannt, weil sie ganz eng an die Viehhaltung gebunden sind und ihre Nester am liebsten im Stall bauen. In den vergangenen Jahren wurde hierzulande die Viehhaltung immer mehr aufgegeben, was unweigerlich zu einem dramatischen Rückgang der Rauchschwalbe geführt hat. Gab es im Ländle 2004 noch 80.000 bis 120.000 Brutpaare, konnten 2013 nur noch höchstens 50.000 Paare geschätzt werden, wie es die Bestandsentwicklung in der Roten Liste der Brutvögel im Land zeigt.
„Auf dem Bioland-Hof von Achim Zimmer ist das Gegenteil der Fall – Die Rauchschwalben haben ein neues Zuhause gefunden“, freut sich Herbert Schön vom NABU Lichtenau/Rheinmünster. Den Bioland-Hof bei Helmlingen mit Rinder-, Schweine- und Pferdehaltung hat Achim Zimmer ab 2007 komplett aus Holz gebaut und mit Tonziegeln gedeckt. Nach vier Jahren haben die ersten Rauchschwalben an die Deckenbalken ihre Nester aus Lehm und trockenen Grashalmen geklebt. „Am Anfang waren es nur wenige und das ist eine ganze Weile so geblieben“, erinnert sich Achim Zimmer. Seit 2017 nahm die Zahl der Brutpaare stetig zu und heute brüten 25 Paare vor allem in den Rinder- und Pferdeställen.
Die Vögel wissen es zu schätzen, dass es im Stall über den Pferden und Rindern praktisch immer Fliegen und andere Insekten zu fangen gibt und zwar auch dann, wenn bei Regenwetter draußen nicht viel fliegt.
Dafür, dass die Schwalben in den Stallungen eine dauerhafte Bleibe haben, hat Herbert Schön nun die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ an Achim Zimmer verliehen.
Für die Rauchschwalben sind die neuen Ställe ein Rückzugsraum, der heute selten geworden ist, weil das Vieh weitgehend aus der Landschaft verschwunden ist. Der Viehbestand ist bei Achim Zimmer dagegen vielfältig: Hinterwälder-, Angus- und Limousin-Rinder sind unmittelbare Nachbarinnen der Schwalben im Stall. Bei den Pferden sind auf dem Hof ebenfalls verschiedene Rassen zuhause. Sie leben hier als Pensionstiere, teilweise bekommen sie auch ihr Gnadenbrot bei Achim Zimmer, wie etwa zwei alte Friesen, die aus einem Zirkus übernommen wurden.
„Es wäre ein wichtiges Signal, wenn sich weitere Höfe für den Schutz der „Bauernschwalben“ einsetzen würden, denn sie sind auf Ställe und Scheunen angewiesen“, hofft Herbert Schön auf weitere Gelegenheiten, die NABU-Schwalbenplakette zu verleihen. Und er fügt hinzu, dass den Vögeln auch durch spezielle Kunstnester geholfen werden kann, denn „auf den asphaltierten Feldwegen gibt es keine Lehmpfützen und den Schwalben fehlt heute überall der Baustoff für ihr Nest“!