Der Kiebitz ist „Vogel des Jahres 2024“

Bedrohter Wiesenbrüter macht das Rennen 

Das digitale Wohllokal hat geschlossen und die Stimmen für den „Vogel des Jahres 2024“ sind ausgezählt. Den Wettflug um den Titel hat der Kiebitz gewonnen. Der Überflieger ließ den Steinkauz, das Rebhuhn, die Rauchschwalbe und den Wespenbussard hinter sich.

Das digitale Wahllokal hat geschlossen und die Stimmen für den „Vogel des Jahres 2024“ sind ausgezählt. Den Wettflug um den Titel hat der Kiebitz gewonnen. Der Überflieger mit der einzigartigen Federhaube ließ den Steinkauz, das Rebhuhn, die Rauchschwalbe und den Wespenbussard deutlich hinter sich.

Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 – Foto: LBV/Hans Clausen

Am 5. Oktober wurde die Stimmabgabe bei der Vogelwahl auf www.vogeldesjahres.de beendet und die Stimmen ausgewertet. Das Ergebnis ist eindeutig: Der Kiebitz hat alle gefiederten Konkurrenten hinter sich gelassen . Mit seinem Slogan „Wasser marsch!“ konnte er unter insgesamt fünf Kandidaten die meisten Stimmen sammeln und wird nun zum „Vogel des Jahres 2024“ ernannt. 

Den zweiten Platz hinter dem Kiebitz belegt der Steinkauz, dicht gefolgt vom Rebhuhn und der Rauchschwalbe auf dem dritten und vierten Rang. Etwas abgeschlagen landet der Wespenbussard auf dem fünften Platz. Insgesamt wurden knapp 120.000 Stimmen für die Kandidaten eingereicht – der Kiebitz erhielt davon allein 33.289 Stimmen (27,8%). 

Der Kiebitz tritt seinen Titel als „Vogel des Jahres“ ab Januar 2024 an, solange ist das Braunkehlchen noch der amtierende Vogel des Jahres 2023. Der Gewinn der Vogelwahl ist allerdings weit mehr als ein symbolischer Titel für ein Jahr: Der NABU rückt den Siegervogel einerseits mit verstärkter Kommunikationins Rampenlicht und macht auf seine Gefährdung aufmerksam. Darüber hinaus wird es auch konkrete Schutzmaßnahmen für den Kiebitz und seinen Lebensraum geben. 2024 dreht sich also alles um den neuen Vogel des Jahres und seinen Schutz, denn als bedrohte Wiesenbrüter-Art ist der Kiebitz auf unsere Hilfe beim Schutz seiner Lebensräume angewiesen.   

Früher waren Kiebitze weit verbreitet auch in Lichtenau und Rheinmünster. Heute gibt es leider kaum noch Brutplätze für Kiebitze von Gamshurst bis Hügelsheim. Heutzutage müssen viele finanzielle Mittel und enormer Zeitaufwand investiert werden, damit ein paar wenige Brutplätze in heimischen Gefilden noch existieren. Aber durch Trockenlegung von Feuchtwiesen und eine intensivere Landwirtschaft sind ihre Bestände massiv zurückgegangen. Daher lautete der Kiebitz-Wahlslogan bei der vierten öffentlichen Vogelwahl im Herbst 2023 „Wasser marsch!“ – und er konnte sich schließlich gegenüber vier weiteren Kandidaten durchsetzen. Somit trägt der Kiebitz ab 2024 wieder den Titel „Vogel des Jahres“. Bereits 1996 wurde er vom NABU zum Jahresvogel gekürt.

1996 wurde er vom NABU zum Jahresvogel gekürt.

Kiebitz – Foto: Frank Derer

Vorkommen in Deutschland

Gefährdungsgrad 

Stark gefährdet 

Bestandszahl 

42.000 – 67.000 Brutpaare

Bestandstrend 

– 93 % (abnehmend) 

Steckbrief

Männchen scharren kleine Mulden in den Boden und rupfen Gräser, um die Weibchen mit diesem sogenannten „Scheinnisten“ von ihren Nestbau-Qualitäten zu überzeugen.

  • 28-31 cm groß, Flügelspannweite 67-72 cm 
  • Teil- bis Kurzstreckenzieher 
  • von Februar bis November 
  • auffällige Flugmanöver während der Balz 

Aussehen

Der Kiebitz ist ein schwarz-weiß gefärbter, etwa taubengroßer Regenpfeifer. Sein Gefieder glänzt im Licht metallisch grün oder violett. Zudem sind die Federholle auf dem Kopf und die breiten gerundeten Flügel auffallend. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich, jedoch ist die Federholle des Männchens länger und das Brustband einheitlich dunkel gefärbt.

Verhalten

An ihrem Brutplatz kann man Kiebitze immer wieder bei auffälligen Flugmanövern beobachten. Dabei drehen sie Schleifen über dem Revier, stürzen sich in akrobatischen Flugmanövern gen Boden und rufen dabei weit hörbar. Ihr Nest besteht aus einer Bodenmulde und ist umgeben von besonders kurzer Vegetation. Darin legen Kiebitze meist vier Eier.

Lebensraum

Kiebitze bevorzugen Flächen mit kurzer Vegetation ohne dichtere Gehölzstrukturen oder Sichtbarrieren in der Nähe. Daher konnte man sie ursprünglich vor allem in Mooren und auf Feuchtwiesen finden. Heute haben sich Kiebitze gewissermaßen an den Menschen und den damit einhergehenden Flächenverlust angepasst und brüten auch auf Äckern und Wiesen.

Gefährdung

Früher noch sehr häufig zu sehen, ist der Kiebitz aus vielen Agrarlandschaften verschwunden. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen der Art schwer zu schaffen. Durch frühe Mahd und schnell wachsende Kulturen sind Äcker und Wiesen weitgehend als Bruthabitat ungeeignet.

Zugverhalten

Die in Deutschland brütenden Kiebitze sind Teilzieher. Das bedeutet, dass ein Teil der Kiebitze unter milden Witterungsbedingungen in Deutschland überwintert und ein anderer Teil in die Wintergebiete in Frankreich, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden zieht. Weitere Kiebitze aus östlichen und nördlichen Gefilden überwintern an Deutschlands Küsten.

Nahrung

Der Kiebitz hat ein vielseitiges Nahrungsspektrum, frisst aber vor allem Insekten und deren Larven. Daneben können auch Regenwürmer, Getreidekörner sowie Samen und Früchte von Wiesenpflanzen als Nahrungsbestandteile dienen.

Stimme

Der Kiebitz trägt seinen Namen aufgrund seines Rufes, der sehr einprägsam ist. Häufige Rufe sind „kie-wit“ als Kontaktlaut und „chä-chuit“ sowie „wit-wit-wit-wit“.

Beobachtungstipp 

Am besten kann man Kiebitze an ihrem Brutplatz beobachten, wo sie einem aufgrund ihrer Flugmanöver und häufigen Rufe nicht entgehen können. Bei uns liegt der Verbreitungsschwerpunkt der Kiebitze vor allem im nordwestdeutschen Tiefland, da dort noch Wiesen und Weiden in größerer Anzahl vorhanden sind. Während der Zugzeiten können Sie Kiebitze meist in größeren Schwärmen anhand ihres typischen Flugbildes am Himmel ausmachen. Zudem rasten sie häufig zusammen mit Goldregenpfeifern auf abgeernteten Getreidefeldern.